Hintergrundbild: Der neue Kreistag des Landkreises Kitzingen, dem 60 Kreisräte angehörten, kam am 7. Juli 1972 erstmals zusammen und legte die zukünftigen Richtlinien der Kreispolitik fest.

Voller Tatendrang

Der erste Kreistag legte den Grundstein für die zukünftige Entwicklung des Landkreises

„Nicht der frühere Landkreis Kitzingen wurde um einige Nachbargebiete vergrößert, sondern er wurde ebenso aufgelöst wie alle anderen auch und neu gebildet“ – mit diesen Worten eröffnete der neue Landrat Dr. Rolf Bauer die erste Sitzung des Kreistags am 7. Juli 1972. Der anwesende Regierungspräsident, Dr. Robert Meixner, unterstrich diese Aussage in seiner Rede: „Am 1. Juli 1972 hat eine neue kommunale Zeit begonnen.“ An die Verantwortlichen richtete er den Appell: „Die alten Grenzen müssen auch aus den Köpfen der Bevölkerung verschwinden, nicht nur auf der Landkarte.“ Der neue Landkreis stehe zwar in seiner Größe an letzter Stelle in Unterfranken, in der Steuerkraft jedoch auf dem vierten Platz, was er als günstigen Ausgangspunkt für die Entwicklung des neuen Landkreises erachtete. Die anschließende Vereidigung von Landrat und Kreistag war schnell erledigt. Der Kreistag war der siebte nach dem Zweiten Weltkrieg und war für sechs Jahre gewählt, mit 60 Mitgliedern aus fünf Fraktionen war er der personell stärkste. Diskussionen und Debatten Nach den einleitenden Worten ging es gleich zur Sache. So mussten Sitz und Name des neuen Landkreises festgelegt werden. Trotz alternativer Vorschläge wie „Main-Steigerwald-Kreis“ behielt man den Namen „Kitzingen“ bei und legte die Stadt Kitzingen als Kreissitz fest. Ferner gab es Diskussionen um die Schaffung neuer Referate und ihre Befugnisse. Die Kreisräte beschnitten deren Kompetenzen weitgehend, um nicht in eine Statistenrolle gedrängt zu werden und die Beschlusskraft im Gremium zu behalten. Man war voller Tatendrang.

„Nachdem der Senior des Gremiums, Josef Pfaff aus Volkach, Landrat Dr. Bauer vereidigt hatte, bildete man den Kreisauschuß und wählte die Vertreter des Landrats.“ Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 8. Juli 1972.

Institutionen ordnen sich neu Die neue Landkreiseinteilung zeitigte auch Auswirkungen auf die kirchliche Raumplanung und führte zu einer Neufestlegung von Pfarrgrenzen. 1973 erfolgte eine veränderte Einteilung der Dekanate. Staatliche und kirchliche Grenzen sollten nach Möglichkeit deckungsgleich sein. Auch andere Institutionen mussten ihre Wirkungskreise anpassen. Etwa die Handelskammer. Im Landkreis arbeiteten statt 11.000 nun 36.200 Erwerbstätige. Im Großhandel lag der Landkreis nun nach Würzburg in Unterfranken an zweiter Stelle. Der Handelskammer fiel dabei künftig die Aufgabe zu, das neue Kreisgebiet noch stärker zu integrieren und sowohl Energieversorgung als auch Industrieansiedlungen voranzutreiben, um sich möglichst schnell dem Landesdurchschnitt anzunähern. Dementsprechend bezeichnete es Landrat Dr. Bauer als ein zentrales Thema der ersten Wahlperiode, alle Befürchtungen zu zerstreuen, dass irgendein Teil des Kreisgebiets bevorzugt oder benachteiligt werden könnte. Ziel sei es, für alle annähernd gleiche Lebensbedingungen zu schaffen.

Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 29. Juli 1972.

Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 8. Juli 1972.

Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 24. November 1972.

Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 29. September 1972.