Jedem Anfang wohnt auch ein Ende inne: Kurz vor der Auflösung des Landkreises Gerolzhofen stellte sich die Belegschaft des Landratsamtes ein letztes Mal zu einem Erinnerungsfoto um Landrat Erich Kastner auf.

Die Zeit dazwischen

Die bevorstehende Auflösung mehrerer Landkreise sorgte für Wehmut – und entfachte den Wahlkampf um 60 neue Ratssitze

In den Landratsämtern der Landkreise, die im Zuge der Gebietsreform zerschlagen wurden, herrschte in den Monaten vor dem Ämterwechsel Weltuntergangsstimmung. Denn die Beschäftigten sollten neu verteilt werden. Beispiel Gerolzhofen: Das meiste Personal kam in die Landratsämter nach Schweinfurt und Kitzingen, ein Teil wechselte in umliegende Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Für einige Mitarbeiter in Führungspositionen standen keine gleichwertigen Ämter zur Verfügung, weil die Referatsstellen schon besetzt waren. Sie mussten mit eher unbedeutenden Aufgaben vorlieb nehmen – viele knabberten daran bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand. Landrat Dr. Rolf Bauer hatte bereits Monate vor der Reform bekannt gegeben, dass zur Verwaltung des künftigen Landkreises lediglich 50 Prozent mehr Mitarbeiter benötigt würden – angesichts der verdoppelten Einwohnerzahl sollte das eine große Personal­einsparung mit sich bringen.

„Vieles ist bei der Wahl am Sonntag neu, ja teilweise ­einzigartig“. Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 15. Dezember 1972.

Der alte Kreistag verabschiedete sich Auch die Kreistage lösten sich auf. In der letzten Sitzung, etwa des Alt-Landkreises Kitzingen am 29. Juni 1972, fielen Worte der Wehmut und des Abschieds, doch mahnten die Redner, die Zukunft so zu gestalten, dass weiterhin der Mensch im Mittelpunkt stehe. Der Beginn des neuen Landkreises war da nur noch wenige Tage entfernt. Die Ämter waren mitten im Umzug, die Kreistagswahlen am 11. Juni bereits erfolgt. 54.000 Wahlberechtigte verzeichnete der Landkreis Kitzingen. Sie hatten sich zwischen mehreren Parteien und zwei Landratskandidaten entscheiden müssen und ihre Kreuze gesetzt. Dr. Rolf Bauer wurde gegenüber seinem Herausforderer, Ministerialrat Werner Kubitza, der Vorzug gegeben. Er eröffnete am ­7.  Juli 1972 die erste Sitzung des neuen Kreistags.

„Die ausscheidenden Kreisräte erhielten einen Zinnbecher mit eingraviertem Namen, und für alle gab es als Abschiedsgeschenk das Wappenbuch von Unterfranken.“ Ausschnitt aus der „Kitzinger Post“ vom 1. Juli 1972.

Die Landräte

von 1948 bis heute

1946 – 1948 Adolf Pfeuffer

1948 – 1970 Oskar Schad

1970 – 1984 Dr. Rolf Bauer

1984 – 2000 Dr. Siegfried Naser

seit 2000 Tamara Bischof