Zentrale Bereiche des Kitzinger Landes zählen zu den klassischen Fränkischen Obstlandschaften, in denen Obstanbau seit Jahrhunderten ein bedeutender wirtschaftlicher und kultureller Faktor ist.
Die Einführung des Obstanbaus geht mindestens zurück auf die planmäßige Landeskultur seit dem 8. Jahrhundert. Zuerst über Klöster, wie die Zisterzienser in Ebrach und die Kartäuser in Astheim, wurden die meisten Obstarten aus Südeuropa und Kleinasien eingeführt. Seit der frühen Neuzeit forcierten die Landesherren den Obstanbau. Im Kitzinger Land zeichneten sich insbesondere die Häuser Schönborn, Castell und Brandenburg-Ansbach aus. In den herrschaftlichen Gärten, wie im Schlosspark Gaibach, wurden neue Obstsorten und Kulturweisen erprobt. Schon früh wurden dort Aprikosen, Pfirsiche und Feigen gepflanzt. Es gab regen Austausch zu benachbarten Hofgärten, beispielsweise zum Hofgärtner des Würzburger Fürstbischofs.
Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach nutzten den Hafen in Marktsteft für den Fernhandel mit Früchten und veredelten Produkten, als Verbindung der Markgrafschaft mit den Weltmeeren. Der Obstanbau entwickelte sich in den klimatisch begünstigten Gebieten im Maintal und im Steigerwaldvorland zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, bevorzugt auch auf den für landwirtschaftliche Nutzung ungünstigen Sandböden.
Als Nachfolgefrucht und als zusätzliche Einkommensmöglichkeit ist der Obstanbau in den Weinan-baugebieten im Maintal seit dem 19. Jahrhundert stärker präsent. Im landwirtschaftlich geprägten Süden des Kitzinger Landes dienten Obstbäume vorrangig der Eigenversorgung der bäuerlichen Familien. Die Obstgürtel umschließen die Ortskerne. Prägend ist der Anbau von Apfel- und Birnenhochstämmen, mit Walnussbäumen und Zwetschgen. Die Früchte sind Tafelobst oder werden zu Saft und Most verarbeitet.
Die Fränkischen Obstlandschaften sind im Kitzinger Land noch deutlich ablesbar und Teil des kulturellen Erbes der Region.
Streuobst ist durch einen sehr hohen Arten- und Individuenreichtum, vor allem der Fauna, gekennzeichnet. Von großer Bedeutung sind dabei die vielfältigen Beziehungen zwischen Baum- und Krautschicht, so z. B. die kombinierte Nutzung als Brut- und Jagdgebiet bei Vogelarten, die hier über lange Zeit ein vielfältiges Nahrungsangebot in enger räumlicher Nachbarschaft zum Brutplatz verfügen, aber auch insgesamt zur umgebenden Landschaft. Bei der hohen Produktion Zahl an wirbellosen Tieren handelt es sich nicht um einzelne "Massenarten", sondern um eine arten- und individuenreiche Lebensgemeinschaft von hoher Diversität. Selbst kleinflächige Obstwiesen können für wirbellose Tierarten von großer Bedeutung sein. Für viele Vogelarten sind allerdings deutlich größere Bestände von 10 Hektar und mehr erforderlich. Alte Obstbäume können eine wertvolle Moos- und Flechtenflora beherbergen und die Krautschicht der Obstwiesen stellt oft die letzten Reste extensiv genutzter Wiesentypen mit einer Vielzahl an Blütenpflanzen in ansonsten intensiv genutzten Gebieten dar.
Unser Ziel ist, die Entwicklung der Fränkischen Obstlandschaften zu lenken, nicht einen historischen Zustand wiederherzustellen oder zu konservieren. Nur wenn sich zukunftsträchtige Nutzungsmodelle etablieren lassen, gibt es eine Chance, diese Kulturlandschaftselemente zu erhalten.
Wir verknüpfen unser Netzwerk enger, um das Wissen und das Bewusstseins über die Facetten und die Bedeutung des Obstanbaus im Kitzinger Land zu vertiefen. Kooperationen für Austausch und für die Zukunftsfähigkeit der fränkischen Obstlandschaften werden angestoßen. Aus Mitteln des Naturschutzfonds Bayern werden Obst-Bestände in ausgewählten Landschaften im Landkreis genau erfasst.
Wir suchen Obstbäume mit einem Stammumfang von 1,5 Metern und mehr.
Jeder Obstbaum erzählt eine Geschichte.
Wer hat ihn gepflanzt? Wozu wurden und werden die Früchte genutzt? Wem gehört der Baum und wer kümmert sich heute um ihn?
Welche Sorte ist es? Soll der Baum sogar vermehrt werden?
Ihre Funde werden verwendet, um Informationen zu den alten Obstbäumen zu sammeln und, falls erforderlich, Maßnahmen zum Erhalt oder zur Pflege zu initiieren. Auch der Sortenerhalt der oft seltenen Bäume spielt eine große Rolle.
Markus Schmitt
Landratsamt Kitzingen
Kaiserstraße 4
97318 Kitzingen
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